Spaziergang durch unseren Gemüsegarten

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Aus einem ausgedienten Bienenstock holt Angel, der Meister des Gemüsegartens, eine Hacke, einen Spaten und eine Sichel heraus. Sein Blick in den Himmel verrät, dass uns dieser frühlingshafte Winter zwar die Arbeit mit Sonnenstrahlen im Nacken erleichtert, die Ernte an sich aber erschwert. Erst vor wenigen Wochen sind alle unsere Brokkolipflanzen bei 27°C in die Blüte gegangen, während später die Hälfte unserer Artischocken aufgrund von Minustemperaturen erfroren ist. „Sie bekommen dann ein schwarzes Herz, das kann man im Querschnitt am Stängel erkennen. Die äußeren Blätter bekommen braune Stellen, die Frucht ist nach wie vor lecker, aber man kann erkennen, dass es ihr zu kalt war.“ erklärt Angel und streicht vorsichtig über die schuppige Hülle, die das kleine Herz der Artischocke schützt.

Auf unserer “Insel”, wie Angel die Plantage El Carmen  liebevoll nennt, gibt es aufgrund unserer natürlichen Anbauweise viele Vögel, die jetzt im Frühling vermehrt ihre Lieder zwitschern und Schmetterlinge, die in der Luft tanzen. Hier haben wir in den letzten Jahren neben den Orangenfeldern unseren Gemüsegarten bestellt. Unser Hand-in-Hand mit den Jahreszeiten ermöglicht es uns, regionales Winter- und Sommergemüse anzubauen und in alle Länder Europas zu verschicken. Hier möchten wir euch gerne einige unserer Leckereien vorstellen:

Unser Blumenkohl – wie eine dicke weiße Wattewolke schlummert er eingehüllt in die langen grünen Blätter (diese schmecken übrigens nicht nur unserem Esel Camilo hervorragend, auch wir essen sie gedünstet sehr gerne). Ein sauberer Schnitt mit der Sichel und das Abendbrot ist gesichert. Die Röschen stehen dicht beieinander und es scheint, als würden sie sich ein Geheimnis zutuscheln. Vielleicht freuen sie sich auf ihre Reise quer durch Europa.

Unser Fenchel – die tolle Knolle! Mit seinen schönen Rundungen sitzt er fest auf dem Boden und wartet auf seinen glücklichen Genießer. Das saftige Grün wiegt sich im Wind und verzaubert die Luft mit dem typisch süßlichen Aroma, was einer leckeren Suppe eine ideale Würze gibt. Gedünstet mit ein bisschen Butter – so mag ich ihn am Liebsten.

Unsere Artischocke – die Königin des Wintergartens. Gibt es eine ergiebigere Pflanze, die immer wieder Früchte gibt? Die eleganten rauchblauen Kronen ragen empor und sitzen stolz auf ihrem Blätterthron. Unsere Bienen nutzen sie auch gerne als Quelle und trinken aus den Wassertropfen vom Raureif. Wusstest du, dass man eine Frucht erst ernten kann, wenn 3 Generationen (Mutter, Tochter und Enkelin) am Stängel vorhanden sind?

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Sobald es wärmer wird und die ersten Schmetterlinge und Bienen an den Gemüseblüten neue Freundschaften schließen, ist es für uns im März Zeit, das Beet umzugraben und unseren Sommergarten vorzubereiten. Wir haben uns für die valencianische Fleischtomate und verschiedene Melonensorten entschieden. Wenn die Temperaturen hier auf unserer  “Insel” im Sommer 40°C erreichen, muss die Arbeit auf dem Feld schon im Morgengrauen erledigt werden, da es um die Mittagszeit zu heiß ist.

Unsere Melonen – wie große runde Kugeln liegen die Melonen auf der roten valenziansichen Erde. Das Melonenbeet sieht aus wie die Milchstraße, erinnern die Früchte durch ihre schönen Maserungen ein bisschen an die Planeten im Universum. Die dunkelgrüne Wassermelone, die so saftiges rotes Fruchtfleisch hat, kann, wenn es richtig heiß wird, eine komplette Mahlzeit ersetzen. Den spanischen Traum einer sommerlichen Tapa erfüllt die Honigmelone, die perfekt mit iberischen Schinken harmoniert.

Unsere Tomate – eine, wie keine. So groß, so rund und so saftig. Unsere sonnengereiften Tomaten sind eine regionale valenzianische Art, deren Samen Angels Familie vor vielen Jahren aufgehoben hat und die wir nun wieder anbauen konnten. Ihr saftiges Fruchtfleisch und die zarte Haut verzaubern jeden Gaumen –  Salz und Pfeffer könnte man direkt weglassen. Ein zu 100% natürlicher Genuss für euch und eine zu 100% herausfordernde Versandaufgabe für uns. Sie ist nicht ganz so robust wie die Orange und der Transport bei hohen Temperaturen wird uns auch dieses Jahr wieder herausfordern. Der Aufwand lohnt sich auf jeden Fall!

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Auch das ist Crowdfarming – wir säen Bewusstsein und ernten Vertrauen. Wir probieren neue Dinge aus, pflanzen neue Sorten an und danken Mutter Erde mit jeder Pflanze und Frucht, die bei uns wächst. Es ist eine Wohltat, zu sehen, wie das Leben sprießt und wie sich der Kreislauf der Dinge in sich schließt. Wir freuen uns, dass unser Obst und Gemüse durch Europa reisen kann und du die Leidenschaft für ihren Anbau, auf deinem Teller genießen kannst. Wem jetzt das Wasser im Mund zusammengelaufen ist, der sollte unbedingt hier schauen, was wir gerade ernten können.

Magdalena Werner

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